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Von Kurtisanen, Madonnen und der heiligen Kraft des weiblichen Körpers
Wen sahen die Maler, als sie Maria Magdalena malten? Eine namenlose Büßerin aus dem Evangelium? Oder die Frauen, die einen Mann mit ihren Augen entkleideten, in Versen redeten und Könige schlaflos zurückließen? Die Madonna, deren Lippen Verlangen und Gebet zugleich ausdrückten. Eine Frau aus Fleisch und Blut, bevor sie heiliggesprochen wurde.
Die Kurtisane war die erste wahre Muse der europäischen Kunst. Durch ihr Gesicht und ihren Körper stellten Künstler das Paradox der Zivilisation dar – zwischen Sünde und Erlösung, Parfüm und Schweiß, Verlangen und Erlösung. Maria Magdalena wurde oft halbnackt, weinend und betend dargestellt – ein Wesen zwischen Heiligkeit und Versuchung.
Ihr Bild ist eine Komposition mehrerer biblischer Frauen: der Sünderin, die Christi Füße mit ihren Tränen wusch, der Einsiedlerin Maria von Ägypten, der ersten Zeugin der Auferstehung. Doch die Künstler der Renaissance fügten noch etwas hinzu – das Charisma der Kurtisane. Sie malten nicht aus ihrer Fantasie. Sie malten nach dem Leben. Und Leben bedeutete in diesem Fall die große Puttane von Italien.

Im Venedig des 16. Jahrhunderts wurden Kurtisanen nicht nur toleriert – sie wurden gefeiert. Die große Puttane waren die Elite: Frauen mit Bildung, Witz und Präsenz. Sie zitierten Latein, debattierten über Philosophie und verfassten Gedichte, die ihre Liebhaber in den Schatten stellen konnten.
Eine der brillantesten war Veronica Franco. Dichterin, Intellektuelle und Liebhaberin von Königen. Eine Frau, deren Bett, wie der Historiker Eduard Fuchs schrieb, „ein Hotel an der Kreuzung Europas“ wurde. Künstler malten sie, Diplomaten begehrten sie, und sie antwortete mit Versen – scharfsinnig, sinnlich, erhaben.
Ihre Geschichte wurde auf die Leinwand gebracht in Gefährliche Schönheit, aber ihr Geist lebt in den Gemälden dieser Zeit weiter – als Heilige, Sünderin und Herrscherin.
Caravaggio kannte die Bedeutung von Fleisch. Seine Madonnen und Heiligen hatten sichtbare Brüste, müde Augen und sinnliche Glieder. Er malte die Jungfrau mit dem Körper einer echten Frau – denn er verwendete echte Frauen als Modelle. Phillida Melandroni, Lena Antonietti – Kurtisanen aus Rom. Ihre Körper, ihre Gesichter wurden zu Magdalena, Judith, Katharina von Alexandria.

Die Kirche war empört. Nicht nur, weil ihr Ruf bekannt war, sondern weil das Heilige plötzlich erotisch – und unverkennbar weiblich – geworden war. Eine Brust im Zentrum eines Altarbildes war kein Symbol. Sie war Realität. Und sie versetzte den Klerus in Angst und Schrecken.
Doch genau das ist die Revolution: die Rückeroberung des Körpers als heilig. Nicht durch Verleugnung, sondern durch Schönheit. Nicht durch Scham, sondern durch Souveränität.
In der Renaissancekunst war Frausein stets ein Wechselbad zwischen Verlangen und Verweigerung. Doch die Kurtisane formte die Erzählung nach ihrem Willen. Sie betrat die Salons als Gleichgestellte. Sie weckte nicht nur Lust, sondern prägte auch ihr Erbe. Und sie bestimmte, wer ihrer gedenken sollte – durch Ölgemälde und Poesie.
Bei La CortigianaWir greifen diese Tradition auf. Wir verstecken unseren Körper nicht – wir rahmen ihn ein. Wir spielen nicht mit Scham – wir formen ihn. Unsere Accessoires, Düfte und Symbole sind moderne Widerspiegelungen dieser ästhetischen Rebellion – Erinnerungen daran, dass die Frau keine Muse, sondern Künstlerin ist. Kein Subjekt, sondern die Herrscherin.
Ihr Körper ist eine Kapelle.
Ihr Blick – eine Predigt.
Ihre Haut – eine Ikone.