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23. März 2025Eine Geschichte von Hochzeitsnachthemden, genähten Löchern und der Kontrolle des weiblichen Verlangens

In den Hügeln des alten Frankreichs wurden Leinennachthemden in aller Stille genäht – nicht aus Bequemlichkeit, nicht aus Schönheit, sondern aus Gehorsam.
Es handelte sich um Brautkleider, Teil der Mitgift einer jungen Frau, gefertigt von den Händen klösterlicher Nonnen. Locker, formlos, aus grobem Leinen geschnitten – sie bedeckten alles. Alles bis auf eines.
In der Mitte des Kleides befand sich, präzise genäht, ein kleines, rundes Loch. Gerade groß genug. Gerade für die Tat. Gerade für die Pflicht.
Um diese intime Öffnung herum eine fromme Stickerei:
„Gott sei Dank.“
„Gott will es.“
Das Brautnachthemd wurde zum Kleidungsstück der Auslöschung. Der Körper der Frau – ihre Brüste, Hüften, Schenkel, Lippen – war nicht dazu bestimmt, gesehen zu werden. Die Botschaft war klar: Du darfst empfangen, aber nicht fühlen. Kinder gebären, aber nicht verbrennen.
Von Jungfrauen für Jungfrauen genäht, waren diese Gewänder nicht für das Vergnügen gedacht. Sie waren Instrumente der Kontrolle. Jeder Stich war eine Erinnerung: Das gehört nicht dir. Nicht dein Körper, nicht deine Entscheidung. Deine Haut gehört deinem Mann. Dein Schoß der Kirche.

Aber kann Sticken das Verlangen unterdrücken?
Kann Leinen Stille atmen?
Kann ein aus Scham genähtes Loch die Leidenschaft heilig machen?
Diese Gewänder, die als Reliquien überliefert wurden, erzählen uns nicht nur von Bescheidenheit – sondern auch von Zensur. Sie sind nicht heilig.
Sie haben Angst.
Sie sind die Angst vor der weiblichen Lust, verkleidet als Tugend.

Bei La Cortigiana, wir nähen die Geschichte neu.
Wir nähen Leinen nicht – wir schneiden es.
Wir verstecken den Körper nicht – wir krönen ihn.
Wir flüstern unsere Wünsche nicht – wir sprechen sie laut aus.
Und diese heilige Stickerei?
Es ist immer noch hier.
Doch nun heißt es:
„So Gott will?“
NEIN.
Ich werde es tun.